Die weitverbreitete Nutzung von Spolien in nachantiker Zeit erreichte in Rom durch den Neubau von St. Peter einen Höhepunkt. Die Größe und Bedeutung dieses Bauvorhabens stellt eine hervorragende Grundlage dar, die Spolienverwertung in Rom zur Zeit der Renaissance zu untersuchen. Dank des im 16. Jahrhundert für die Bauhütte von St. Peter eingerichteten Archivs lässt sich die Spolienverwendung für diesen Zeitraum schriftlich nachweisen und ermöglicht zudem einen Blick auf die Herkunftsorte der Spolien. In einem bifokalen Ansatz können nun nicht nur die Spolien am Ort ihrer Wiederverwendung untersucht werden, sondern es lässt sich gleichzeitig auch die Dekonstruktion der antiken Räume durch die Spoliierung betrachten. Ergänzend zur Analyse der beim Neubau von St. Peter verwendeten Spolien anhand der Objekte selbst und der archivalischen Nachweise werden möglicherweise antike und spoliierte Säulenschäfte im Petersdom sowie an den antiken Monumenten mit digitalen 3D-Modellen erforscht. Vor allem der Vergleich des Entasis-Verlaufs zahlreicher Säulen führt dabei zu neuen und aufschlussreichen Ergebnissen.